Weg-Wehen

Nein, ich mag den Zustand „schwanger sein“ nicht. Ich mochte ihn von Anfang an nicht, kam aber trotzdem so einigermaßen damit klar, die meiste Zeit. Aber jetzt, nach fast 39 Wochen, bin ich dieses Schwangersein so richtig, wirklich über. Nicht nur, dass ich mit meinem Walfischbauch ständig an Türklinken, Arbeitsflächen oder Waschbecken hängen bleibe, ich bin so langsam auch die Ernährungsvorschriften wirklich über, die Einschränkungen beim Sport, die Kurzatmigkeit und das ständige Klogerenne.

Seit mehr als fünf Wochen habe ich auch schon mehr oder weniger starke, unregelmäßige Wehen. Vor vier Wochen hatte ich eine erste Phase mit halbwegs regelmäßigen Wehen. Senkwehen, meinte meine Frauenärztin. Und nach einem Tag waren sie weg. Seitdem hatte ich on-off immer mal wieder kürzere und längere Phasen mit vergleichsweise schmerzarmen Vorwehen oder Übungswehen oder weiß der Geier was, aber keine „richtigen“ Wehen. Das ging mir so sehr auf die Nerven, dass ich verschiedene Methoden recherchiert habe, die Wehentätigkeit zu stimulieren.  Ich trinke seit ein paar Tagen einen recht leckeren wehenfördernden Tee aus Eisenkraut, Ingwer, Zimt und Nelke. Ich versuche, mich regelmäßig zu bewegen, und hin und wieder habe ich auch probiert, die Oxytocin-Ausschüttung per Nippelstimulation anzukurbeln. Was deutlich weniger Spaß macht, als es zuerst vielleicht klingt.

Der Effekt bisher: Null. Gestern Abend aber ging es rund. Ich hatte im Schnitt alle 5 Minuten Kontraktionen, die rund 45-60 Sekunden anhielten. Sie taten nicht sehr weh, zogen mehr und pieksten, fühlten sich aber deutlich anders an als alle Wehen, die ich bis dahin gehabt hatte. Also probierte ich verschiedenes aus: Ich war aktiv, war spazieren und kreiste das Becken, die Wehen blieben. Ich ging ins Bett, die Wehen blieben. Ich duschte heiß, die Wehen blieben. Also fuhr ich nach 8 Stunden Wehentätigkeit ins Krankenhaus. Das CTG zeigte brav meine Wehentätigkeit an: Alle 4 Minuten hatte ich Kontraktionen. Dann kam die Minute der Wahrheit: Die Hebamme tastete die Öffnung des Muttermundes. Da ich am Tag davor gerade erst einen Termin zur Kontrolle bei meiner Frauenärztin gehabt hatte, wusste ich: Am Morgen war der noch zu und wulstig. Die Hebamme meinte: „Der ist fingerdurchlässig, aber da tut sich noch nicht viel, meine Liebe.“

Ich fuhr wieder nach Hause. Und da bin ich jetzt. Über Nacht haben die Wehen fast komplett aufgehört, und ich warte wieder.

Warte… Und warte. Weil ich das so gut kann.

Drückt ihr mir die Daumen, dass es bald losgeht?

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Die Seltsamkeiten einer Schwangerschaft

Schwangerschaftssymptome. Wer liebt sie nicht? So vielfältig, so merkwürdig, und so oft unerwartet.

Ich hatte ja mit einigem gerechnet. Mit Stimmungsschwankungen zum Beispiel. Die fielen aber nicht schlimmer aus als meine normalen Launen. Am ehesten merkte man mir die Schwangerschaft vermutlich im ersten Trimester an, als ich zerknirscht war, weil ich ständig krank war und mir vom Geruch eigentlich allen Essens schlecht wurde.  Auch mit diesen Symptomen hatte ich gerechnet. Aber einiges erwischte mich dann doch ziemlich unerwartet, vermutlich, weil über die selteneren Auswirkungen einer Schwangerschaft weniger gesprochen / geschrieben wird.

Daher nun ohne weitere Umschweife:

Meine absurdesten Schwangerschaftsbeschwerden

Trockene Haut, trockene Haare

Angeblich soll die Haut während der Schwangerschaft ja besser durchblutet sein, strahlen und so. Irgendwie sah das bei mir anders aus. Ich hatte trockene Haut, und zwar so richtig.

Dabei war ich vor der Schwangerschaft eine, die sich jeden Morgen die Haare gewaschen hat. Weil es nötig war. Meine Gesichtshaut hatte ohne Make-Up einen dauerhaften, gesunden Speckschwartenglanz und ab und zu die üblichen Pickelchen, die mit zu fettiger Haut eben einhergehen. Denn seit meiner Pubertät war mein Körper unverrückbar der Ansicht, dass viel Hautfett schöne Haut und Haare macht, und trotz vieler Überredungsversuche konnte ich ihn nicht vom Gegenteil überzeugen.

Bis ich schwanger wurde. Ich erinnere mich, verzweifelt fast täglich meine vermeintlich fettige Haut zu peelen, weil sie immer röter wurde und sich entzündete. Ich doch gelernt hatte: Wenn das passiert, ist die Haut viel zu fettig und muss mit sanfter Gewalt ins Gleichgewicht gebracht werden! Das war so kurz vor der Halbzeit. Irgendwann, nachdem ich bereits einige Wochen lang den Kampf gegen meine scheinbar fettige Haut geführt hatte, dämmerte es mir. Die Stellen, die rot waren und sogar begannen, sich zu schälen, lagen in den üblicherweise trockenen Hautbereichen, den Wangen. Ich begann also mit dem Gegenprogramm und behandelte mit Feuchtigkeitscremes aus der Drogerie, die schlimmen Stellen auch mit Dexpanthenol. Und was soll ich sagen: Es brachte einen feuchten Pups. Gar nichts. Niente!

Ich ließ mich dann in einer Apotheke beraten und entschied mich für eine Gesichtscreme für sehr sensible, trockene Haut mit Thermalwasser. (Es handelt sich bei der Creme um Avène für überempfindliche Haut.) Kam mir zwar vor wie Hokuspokus, aber da meine Mutter mit ihrer trockenen Haut die gleiche Marke seit Jahren sehr gut verträgt, dachte ich: Na schön, es schadet ja nicht, sie zu testen. Und siehe da: Meine Haut erholte sich innerhalb einer Woche.

Meine Haare wasche ich inzwischen jeden dritten Tag, was vollkommen ausreicht. Immerhin kann ich von dem beim Shampoo gesparten Geld die teure Creme ein wenig gegenfinanzieren…

Seltsamer Schlafrhythmus, oder: Wach? Wer ist hier … *chchch*

Ich hatte davon gelesen, dass im ersten Trimester viele Schwangere tagsüber sehr müde sind. Und gleichzeitig nachts nicht gut schlafen können. Ich hatte nur nicht gedacht, dass mich das betreffen würde, immerhin bin ich die, die immer, überall, in jeder Situation und bei jeder Lautstärke innerhalb weniger Minuten tief und fest schlafen kann.

Am Ende des ersten Trimesters hatten mich meine Hormone allerdings auf den Boden der Tatsachen zurückgebracht. Ich war nur mit Mühe in der Lage, einen vollen Arbeitstag durchzuhalten, fiel zuhause direkt aufs Sofa, aß eine Kleinigkeit – und schlief ein. An den schlimmsten Tagen war es knapp 19 Uhr.

Entschädigt wurde ich dadurch, dass ich nachts häufiger aufwachte. Und auch wach blieb. Wer 2 Uhr für eine ungeeignete Aufwachzeit hält, der*m kann ich durchaus zustimmen. 4 Uhr ist auch kaum besser, besonders dann nicht, wenn der Schlaf gar nicht mehr kommen möchte.

Ich bin zwar inzwischen tagsüber nicht mehr so erschöpft, aber ich finde es doch unangenehm, dass ich bis heute immer noch um 4 Uhr nachts aufwache.

Eisenmangel und Sodbrennen

Genau genommen ist Eisenmangel kein seltenes Symptom von Schwangerschaften. Schwangerschaft gilt durch den erhöhten Eisenbedarf grundsätzlich als Risikofaktor, einen Eisenmangel zu entwickeln. Ich durfte allerdings die Erfahrung machen, dass Eisenmangel auch zu Sodbrennen führen kann, neben Abgeschlagenheit, Kreislaufproblemen, eingerissenen Lippen, Kurzatmigkeit, Hauttrockenheit und anderem.

Leider dauerte es ein wenig, meine Frauenärztin davon zu überzeugen, dass ein Ferritinwert von nicht einmal 10 nicht mehr mit irgendwelchen Säften behandelt werden sollte. Been there, done that, brachte nichts. Im Gegenteil, von den Säften wurde mir auch noch schlecht. Kaum war ich auf hochdosierte Eisentabletten umgestiegen, ging es mir besser: Ich war wieder wacher, fitter, und mein Sodbrennen war auch innerhalb weniger Tage vollständig verschwunden.

Die Taube linke Hüfte

Meine linke Hüfte wird taub, wenn ich länger gehe oder stehe. Das ist seltsam. Davon hatte ich bisher noch nie gehört. Und, als Bonus: Das ist schlecht zu therapieren, sagt zumindest meine Physiotherapeutin. Sie vermutet, dass „irgendwas am Iliosakralgelenk“ ist oder der Kind auf etwas drückt – aber viel tun kann sie nicht, solange das Kind noch im Uterus wohnt. Sie hat mir ein paar Übungen gezeigt, die ich machen kann, die die Gelenke und Muskeln im unteren Rückenbereich etwas entspannen sollen. Sie helfen mäßig.

Wann immer meine linke Hüfte „einschläft“, mache ich eine meiner Übungen, die einzige, die wenigstens kurzfristig hilft: Ich lasse den Oberkörper mit geradem Rücken und entspannten Knien möglichst tief nach unten hängen. Sieht nicht sehr talentiert aus, hilft aber zumindest für kurze Zeit.

Welche angeblich typischen Beschwerden ich nicht hatte

Auf der Haben-Seite fehlen mir eine ganze Reihe von Symptomen, die angeblich fast alle Schwangeren haben. Ich habe keine Dehnungsstreifen. Ich hatte eigentlich keine Gelüste, es sei denn, Gelüste sind definiert als „Dinge, die man noch essen kann, wenn 98% der Nahrungsmittel Würgereiz auslösen“. Ich habe supere Zähne und sehr gesundes Zahnfleisch. Mein Körper hat meines Wissens nicht übermäßig Wasser eingelagert. Und ich habe weder Verdauungsprobleme noch Hömorrhoiden. Zum Glück.

tl;dr

Schwangerschaftsbeschwerden sind sehr individuell und überraschend. Wie eine Schachtel Pralinen. Meist nicht sehr leckeren.